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Stille, einfach nur Stille

Es gibt ein neues Angebot der Kirchengemeinden Reichelsheim mit Dorn-Assenheim und Heuchelheim. Offene Meditationstreffen in der Reichelsheimer Kirche. Für diejenigen, die sich darunter kaum etwas vorstellen können. Ein Erfahrungsbericht, der einlädt die nächsten Meditationstreffen zu besuchen. Am Freitag, 16. November, sowie am Freitag, 14. Dezember gibt es dazu wieder in der Kirche die Gelegenheit. Los geht es um 18 Uhr, die Ruhephase endet gegen 19:30 Uhr.

„Stille“ steht auf dem Schild, das auf dem Weihwasserbecken am Eingang zur Kirche steht. Drinnen ist es ruhig. Gut ein Dutzend Hocker stehen kreisförmig im Altarraum. Jeder Gast, der an diesem Abend in die Laurentiuskirche kommt, nickt zum Grüßen. Die Glocken erklingen zum Abendgeläut. Pfarrerin Angela Schwalbe unterbricht das Schweigen. Sie begrüßt die acht Frauen und Männer, die zum ersten offenen Meditationstreffen gekommen sind. „Offener Meditationstreff, weil wir eine offene Gruppe sind, jeder ist willkommen, es gibt keine Verpflichtung“, sagt sie. Mit einem Körpergebet geht’s los. Füße, Beine, Hüften, Wirbelsäule, Schultern und den Kopf wahrnehmen. Das Spüren der Körpermitte, Aufnehmen des Lichts, ankommen, lächeln. Nun gilt es sich bequem hinzusetzen. Den Atem spüren. Worte finden, die das Ein- und Ausatmen begleiten. Schwalbe schlägt mit ruhiger Stimme die Worte „Jesus Christus“ fürs Einatmen und „Erbarme dich meiner“ zum Ausatmen, alternativ: „Du in mir“ sowie „Ich in Dir“ vor. Jeder Meditierende hat die Wahl. Ruhe. Stille. Atmen. Rund um die Kirche ist der Alltag zu hören: Autos, Traktoren. Mal schnell, mal langsam, mal quietschend. Der Atem und die meditativen Wörter nehmen jeden einzelnen mit auf eine Reise in seine eigene Ruhe. Bilder entstehen, verschwimmen, Gedanken kommen und gehen. Das Gefühl für die Zeit schwindet. Irgendwann läutet es halb sieben. Zufriedene Atemzüge. Gelassenheit, das Lächeln bleibt. Sanft, hell beendet ein Schlag gegen die Klangschale die Ruhephase. Inzwischen ist es dämmrig in der Kirche. Nur Kerzen erhellen den Altarraum. Pfarrerin Schwalbe empfängt die Meditierenden aus ihrer Ruhe. Sie bittet aufzustehen und mit langsamen Schritten im Kreis rund um den Altar zu gehen. Das erste Auftreten ist wackelig. DieGedanken leiten die Schritte. Fünf Minuten. Die nächste Meditationsphase beginnt. Schwalbe nennt wieder die Worte, die das Ein- und Ausatmen begleiten. Wohlig klingt der eigene Atem, ruhig, heimelig, wärmend. Gedankenbilder huschen vorbei. Das gedanklich gesprochene „Du in mir“ oder „Jesus Christus“ leiten, lassen die Erinnerungen wachsweich wirken. Sich seines Körpers, seines Atmens bewusst werden, lässt die Alltagshektik verschwinden. Die Klangschale vibriert. Wieder geht es schrittweise um den Altar. Das Körpergebet vom Anfang markiert auch das Ende der ruhigen, besinnlichen Auszeit. Wohlig fühlt es sich an. Schwalbe bittet die Meditierenden in wenigen Worten das Erlebte zu beschreiben. Das Sprechen wirkt ungewohnt. „Zufriedenheit“, „Dankbarkeit“, „Die Sorgen sind hiergeblieben“. Ebenso still, wie die Teilnehmer zusammengekommen sind, gehen sie wieder ihre Wege, in völliger Ruhe. Wer möchte, kann im Pfarrhaus bei Tee noch mit Pfarrerin Schwalbe das Erlebte reflektieren.  (Ines Dauernheim)

Wer mehr über das Angebot der offenen Meditation erfahren möchte, wendet sich an

Pfarrerin Angela Schwalbe
Telefon: 0176/50806190
Mail: angela.schwalbe.kgm.reichelsheim@ekhn-net.de

 

 

 

Erntedank - „Wie stark Gemeinschaft ist

Erntedank ist ein Statement für Gemeinschaft. Nur gemeinsam lässt sich eine riesige Rübe ernten. Das zeigten die Vorschulkinder der Kita-Steinbeißer am Sonntag im Erntedankgottesdienst in der Laurentiuskirche. Sie spielten frei nach den Kinderbuchklassiker „Das Rübchen“, wie sich die fette Rübe mit vereinten Kräften von Opa, Oma, Enkelchen, Hund, Katze und Maus aus dem Boden katapultieren lässt. Dazu sangen sie das Lied von der Sonnenblume und wirkten voller Eifer singend im Gottesdienst mit.

Pfarrerin Angela Schwalbe dankte den Kindern mit einem Bilderbuch. Sie griff in ihrer Predigt den Aspekt der Gemeinschaft auf. Das sei derzeit enorm wichtig, gerade in Zeiten, in denen rund um die Kirche Wahlplakate einer Partei mit Slogans hängen, die mit Hass-Parolen und Hetzerei auf Stimmenfang gehen würden. „Egal, was manche Wahlplakate auf dem Weg hierher sagen, die wir leider ertragen müssen, weil bei uns jeder seine Meinung sagen darf. Auch die, die uns nicht gefällt“, sagte Schwalbe. „Egal, wieviel Hass gesät wird. Lasst uns gemeinsam diesen Hassbotschaften trotzen. Lasst uns zusammenhalten“, forderte die Pfarrerin. Zusammenhalt mit jenen, die seit Jahren mit uns zusammenleben und einmal eine andere Sprache gesprochen haben, sei die Botschaft an alle Menschen. „Lasst uns zusammenhalten und diese komplizierte Welt mit vereinten Kräften gemeinsam aushalten. Lasst uns zusammenhalten und dankbar sein für die Hilfe von Menschen mit unterschiedlichen Herkünften“, sagte Schwalbe.

Gerade in Kitas, Schulen, Krankenhäusern, Pflegeheimen, Pflegediensten seien die Menschen auf andere Menschen angewiesen, die als Gäste, als Fremde hierhergekommen sind. „Selbst Wetterauer Bauern brauchen Fremdarbeiter aus anderen Ländern für die Spargel- und Erdbeer-Ernte. Wir sind doch längst alle aufeinander angewiesen“, erklärte die Pfarrerin zum Erntedankfest. Sie rief dazu auf einander mit Achtung zu begegnen. „Schätzen wir Wert, was uns gegeben wird, jede kleine Dienstleistung. Sauberes Wasser. Gesundes Essen.“ All das sei keine Selbstverständlichkeit. All das sei nicht allein unser eigener Verdienst. „All das ist ein Dank wert.“

Schwalbe regte an gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um mit einem Danke im Herzen und auf den Lippen eine andere Geschichte als die von Hass und Hetze zu erzählen. Eine Botschaft sei die Liebesgeschichte Gottes mit seiner Schöpfung. „Lasst uns gemeinsam aufbauen, statt zu zerstören, heilen, statt zu verletzen, gut voneinander reden und denken“, ermutigte die Pfarrerin. Das sei nichts anderes als beten.

Die Vorschulkinder der Kita-Steinbeißer gestalteten mit dem Theaterstück „Das Rübchen“, dem Fingerspiel „Die Sonnenblumen“ und dem Lied über die Kastanie den Erntedankgottesdienst der evangelischen Kirchengemeinden Reichelsheim, Dorn-Assenheim und Heuchelheim in der Reichelsheimer Laurentiuskirche mit (Foto: Ines Dauernheim)

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